Langeweile pur! Vergesst die
ausgewogenen Formulierungen im B2B!

Was spricht eigentlich gegen dialogähnliche, ja umgangssprachliche Texte im Business-to-Business? Mal wirklich? Es muss ja kein Plauderton sein, keine Wörter von der Straße. Wir reden ja nicht über Rap und Hip Hop. Werbetext leidet immer mehr unter der Vereinheitlichung und Verkrustung von Sprachmustern – egal ob auf Webseiten, in Broschüren oder gar in Blogs. Gerade letztere sind doch als Teil des Social Media geradezu prädestiniert eine andere, einfachere und vor allem kundenorientiertere Ansprache zu benutzen.

Sollen wir also schreiben wie wir sprechen? Nicht wie uns der Schnabel gewachsen ist, das sicher nicht. Schon gar nicht im B2B und auch sicher nicht im B2C. Doch eine andere Ansprache kann so viel bewirken. Es durchbricht Stereotypen, es wirkt frisch ohne anbiedernd zu werden und es vermittelt Inhalte auf eine Weise, die dem Ziel meist sehr viel näher kommt als die üblichen Floskeln und Allgemeinplätze.

Nennen wir diesen Ansatz einmal dialogisches Schreiben, denn das kommt dem Ganzen am besten entgegen. Schreiben, so wie man spricht, so als ob man dem Leser der Webseite, des Shop, der Broschüre oder dem Mailing gegenüber sitzt, das ist es! Klar, Unternehmen trauen sich das nicht so ohne Weiteres, mögen es gar unprofessionell finden. Doch mal ehrlich: es gilt die uralte Weisheit »Der Wurm muss dem Fisch schmecken…«.

Und das ist der Knackpunkt. Wir schreiben für Menschen, für unser Gegenüber, wir wollen vermitteln, erklären und informieren. Und letztlich Kunden und Geschäftspartner finden. Menschen, übrigens, die sehr gerne freundliche Ratschläge, Empfehlungen, Tipps lesen und hören – die aber so gar nicht gerne erzählt bekommen wie die Welt funktioniert. Dialogisches Schreiben ist ein Schreiben, ein Werbetexten unter dem Radar, ein wenig informell, freundlich bis freundschaftlich.

Leser finden so etwas einfach angenehm, es ist leicht zu dekodieren, es macht gar Spaß zu lesen. Und damit ist das Ziel erreicht: Aufmerksamkeit, Beachtung. Leser nehmen die Information mit, fühlen sich angenommen, fühlen sich zu Hause und werden so viel einfacher zu Kunden. Wir können hier auch gerne von Conversion sprechen, das liegt auf einer ähnlichen Ebene. Es gibt zum Beispiel reichlich Webseiten und Webshops, die alle viel einsetzen (Geld, Zeit und Arbeit) – doch ein paar rennen, andere dümpeln nur, verzeichnen Abbrüche und machen kein Geschäft. Warum? Mangelnde Convers(at)ion, ganz einfach, die Kunden werden schlicht nicht erreicht. Und das liegt allzu oft beim Text. Denn Content ist und bleibt der King! Hat man was zu sagen, dann los.

Also: Weg mit der Langeweile der Stereotypen, Mut beweisen – die Botschaft nicht forcieren, sondern mit Empathie und dialogischem Schreiben neue Kunden gewinnen. Den Versuch wäre es wert, oder?!

7 Kommentare
  1. Sven
    Sven sagte:

    Danke für diesen Artikel. Leider passiert mir das auch immer wieder, das ich in alte Floskeln verfalle, weil ich denke, das kennt der User und weiß, was sich hinter der einen oder anderen Floskel verbirgt. Das macht die Sache mit den neuen Wegen manchmal holperig.

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    • Astrid Radtke
      Astrid Radtke sagte:

      Es geht vielleicht gar nicht so sehr um Floskeln mit einem gewissen Wiedererkennungswert, sondern wie z.B. bei mir um Kopflastigkeit.
      Dabei kann etwas Humor in der Headline schon zum Lesen anregen.
      Ich habe erst gestern über Twitter einen Link gelesen, dass dieses “Umdenken” regelrecht geübt werden muss.
      Also Ideen sofort notieren, zumal Humor ja auch von der Tagessituation abhängig ist.
      Es ist wie immer im Leben: nur die Übung macht den Meister 😉

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  2. Holger Tiegel
    Holger Tiegel sagte:

    Ein sehr interessanter Artikel. Wenn wir so schreiben, wie wir sprechen dann besteht allerdings die Gefahr, dass die Dialekte im Text geschrieben werden und ob das dann jeder versteht 😉

    Ich plädiere dann lieber für hochdeutsch. Die einfachste Art des dialogähnlichen Textes ist seinen Gegenüber direkt anzusprechen. Und die Kommentare enthalten keine direkte Ansprache. Meiner bis jetzt auch nicht. 😉

    Hallo Thomas,

    der kleine Textausschnit “mit Empathie Kunden gewinnen” ist ein ausgezeichneter Tipp. Viele Werbetexte oder glauben es zu sein, stellen das Produkt in den Vordergrund, statt den Kunden.

    Doch die Empathie beginnt mit dem persönlichen Ansprechen beispielsweise in sozialen Netzwerken. Das Problem bei dem “erst Beziehung herstellen” ist der Zeitfaktor. Irgend wie muss da wohl jeder, entsprechend seiner Individualität, seinen Kompromiss finden.

    Ich hoffe jetzt so geschrieben zu haben, wie ich spreche – ansonsten ändere ich den Text. Nein ich widerstehe der Versuchung und korrigieren nur die Rechtschreibfehler.

    Viele Grüße
    Holger

    PS: Ein Abschiedsgruß oder einfaches Tschüss sagen wir doch auch und warum verzichten wir oft in der virtuellen Welt? Zeit, Bequemlichkeit …?

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    • Tom Ruthemann
      Tom Ruthemann sagte:

      Wenn die Smilies nicht wären… 😉 Klar, Dialekt ist unangebracht. Aber den Kunden beim Texten im Auge zu haben und so zu schreiben, also ob ich ihm gegenüber sitze und Dinge erkläre (das Produkt, die Dienstleistung etc.), das kann man fordern und das beinhaltet auch in der Tat eine gewisse Form der Empathie.

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