Der Algorithmus frisst die Kreativität – warum Marketing zur Kopiermaschine verkommen ist
Viele denken, KI sei der große Kreativitätskiller. Ein Trugschluss. Während die Branche über ChatGPT & Co. diskutiert, macht ein viel subtilerer Feind bereits seit Jahren die Originalität platt: der Algorithmus. Dieser digitale Diktator entscheidet, was Menschen sehen – und er hat einen miserablen Geschmack.
Die Realität zeigt: Ein Influencer taucht sein Gesicht in eine Schale mit Zitronen, und binnen Stunden schwemmt eine Sturzflut identischer Nachahmer-Videos durch die Timeline. Was wie spontane Kreativität aussieht, ist in Wahrheit algorithmisch getriebene Gleichschaltung. Willkommen im Content-Gulag des 21. Jahrhunderts.
Der Algorithmus belohnt Mittelmaß – und die Branche spielt mit
Die unbequeme Wahrheit: Algorithmen sind Kreativitätsvampire. Sie saugen alles Originelle aus dem Content und spucken gefällige Mittelmäßigkeit aus. Der Grund ist simpel: Plattformen haben nur ein Ziel – Nutzer möglichst lange vor dem Bildschirm zu halten. Dafür studieren sie jeden Klick, jedes Verweilen, jede Interaktion wie Gehirnchirurgen.
Das Ergebnis ist eine Monokultur des Bewährten. Innovation wird zum Risiko, Kopieren zur Überlebensstrategie. Content-Ersteller stehen vor einem brutalen Dilemma: Kreativität oder Miete zahlen. Wenn Views über Einkommen entscheiden, ist das Nachahmen erfolgreicher Formate keine Faulheit – es ist Überlebensinstinkt.
Gute Texte berücksichtigen genau das. Sie schielen nicht Richtung nachmachen, sondern in neu machen. Solide Inhalte sind am Ende stärker als das Einerlei der KI-Texte. Was macht ein Unternehmen aus, was strahlt Seriosität aus? Ganz sicher nicht das Kopieren vermeintlich aktueller Themen.
Der Beweis liegt auf der Hand: Warum sollte jemand tagelang an einer innovativen Kampagne basteln, Zeit für gute Texte planen, wenn das Abkupfern eines Trends binnen Stunden messbare Ergebnisse liefert? Der Algorithmus verstärkt, was bereits funktioniert. Creator kopieren, was verstärkt wird. Die Plattformen bekommen ihre gewünschte Verweildauer. Nur die Kreativität verreckt dabei.
Wer auf diese algorithmische Verstärkung setzt, bewegt sich in immer kleineren Kreisen. Die Reichweite mag beeindruckend aussehen, aber die tatsächliche Wirkung verpufft in der Belanglosigkeit des Gewohnten. Millionen erreichen – aber keiner kauft. Seriosität und Authentizität sind halt ganz andere Kriterien.
So durchbrechen Unternehmen die Algorithmus-Diktatur
Inmitten dieser algorithmischen Ödnis liegt paradoxerweise die größte Chance für Marken. Während sich die Masse in der Gleichförmigkeit verliert, können Unternehmen durch Authentizität punkten. Aber Vorsicht, Authentizität bedeutet auch nicht, einfach komplett gegen Trends zu arbeiten. Es bedeutet, sie intelligent zu nutzen.
Authentizität mit Hirn: Trends aufgreifen, aber mit eigenem Spin. Wenn schon Zitronenschale, dann als Metapher für die Markengeschichte.
Zielgruppe vor Masse: Lieber 1.000 echte Fans als eine Million gleichgültige Betrachter. Algorithmen können Reichweite generieren, aber keine Kaufentscheidungen treffen. Der ideale Kunde muss Marken nicht nur sehen – er muss ihnen vertrauen.
Qualität über Quantität: Ein durchdachter Post pro Woche schlägt sieben hastig produzierte Trend-Kopien. Guter Content findet sein Publikum, nämlich gute Kunden und Klienten – auch ohne algorithmische Starthilfe. Glasklar: Wer konsequent auf Qualität setzt, bekommt langfristig auch die Views.
Die Währung der Zukunft heißt Vertrauen, nicht Views
In einer Welt, in der KI-Content in Sekunden produziert wird, werden menschliche Beziehungen zum entscheidenden Differenzierungsfaktor. Marken, die auf View-Zahlen starren, verpassen den wichtigsten Punkt: Geld bewegt sich in der Geschwindigkeit von Vertrauen, nicht von Algorithmen.
Die Algorithmus-Diktatur hat eine klare Schwachstelle: Sie kann Aufmerksamkeit lenken, aber keine Bedeutung schaffen. Während die Masse im Hamsterrad der Trend-Jagd gefangen bleibt, öffnet sich für mutige Marken ein Raum der Möglichkeiten.
Erfolg im Algorithmus-Zeitalter bedeutet nicht, lauter zu schreien als die Konkurrenz. Er bedeutet, authentisch zu bleiben, während alle anderen versuchen, den Algorithmus zu überlisten. Am Ende gewinnt nicht, wer am besten kopiert – sondern wer am überzeugendsten bleibt gewinnt. Kein Zweifel.
Der Mut zur Langsamkeit wird zur Superpower. Zeit, sie zu nutzen.
Foto: Bits and Splits
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